Huih, was für eine Achterbahnfahrt, dieses Jahr 2020! Für mich persönlich hat es viele Höhen und manche Tiefen mitgebracht, vor allem aber wenig worauf ich in irgendeiner Weise vorbereitet gewesen wäre. Ging es dir ähnlich?
Mein Beschluss steht fest, dass es dieses Jahr anders werden soll. Deswegen habe ich viele Situationen aus dem letzten Jahr reflektiert, um herauszufinden, welche Fähigkeiten ich selbst oder Personen aus meinem Umfeld gebraucht hätten, um besser mit den Herausforderungen umgehen zu können.
Herausgekommen sind die 5 wichtigsten Fähigkeiten, die du im Jahr 2021 brauchst. Dazu gibt es hilfreiche Tipps und Übungen, wie du diese Skills in deinem Leben kultivieren kannst.
Na, wenn das keine gute Vorbereitung ist, weiß ich es auch nicht. Also, los gehts:
Die 5 wichtigsten Fähigkeiten für 2021
1) Präsenz
Präsenz ist die Fähigkeit, wirklich im jetzigen Augenblick zu sein. In diesem einen Moment genau das wahrzunehmen, was jetzt gerade ist und dabei keine Projektionen oder Bewertungen hinzuzufügen.
Ist das so einfach, wie es klingt? Ja, eigentlich schon.
Aber wir sind es nicht mehr geübt, einfach wahrzunehmen, achtsam zu fühlen was in diesem Moment gerade ist. Wir sind gewohnt, dass wir alles beurteilen müssen, dass wir jeder Situation, jeder Person, jeder Entscheidung eines Politikers, jedem Beitrag auf Social Media einen ‚gut‘ oder ‚schlecht‘ Stempel geben müssen. Gefällt mir, gefällt mir nicht. Unser Verstand muss daher wieder üben, die Stempel wegzulassen und sich frei von allen Bewertungen auf das einzulassen, was wirklich da ist und nicht das, was wir aus unseren Erfahrungen und Geschichten darauf übertragen und interpretieren.
Wahre Präsenz schenkt dir die Fähigkeit mit all deinen Sinnen im Hier und Jetzt zu sein und wirklich zu erleben, was gerade geschieht.
Tipp für 2021:
Präsenz kultivieren – im Hier und Jetzt sein
Um Präsenz im Leben zu kultivieren, musst du immer wieder die Stopp-Taste drücken. Innehalten anstatt zu reagieren hilft, dich aus deinen gewohnten Denk- und Handlungsmustern zu befreien. Manchmal überwältigen dich zum Beispiel viele verschiedene Gefühle gleichzeitig, die dann auch noch gegensätzlicher Natur sind. Wenn du gleichzeitig traurig und hoffnungsvoll bist oder entmutigt und freudig dann kann das sehr überwältigend sein, dich völlig lähmen und dabei Gedanken oder Handlungen hervorrufen, die du gar nicht möchtest.
Sag dir dann innerlich ‚Stopp!‘. Halte deinen Mind an und lass ihn nicht seine üblichen Stempel und Bewertungen darauf setzen.
Erlaube dir stattdessen, dich zu öffnen für das Gefühl, was gerade aufkommt. Atme ein, atme aus. Erlaube dir in diesem Moment wirklich zu fühlen, was du fühlst. Spüre wie diese Gefühle durch deinen Körper hindurchfließen und in welchen Körperbereichen du sie wahrnehmen kannst. Bewerte sie nicht und versuche nicht, sie zu verändern, fühle sie einfach.
Diese Praxis der Achtsamkeit, hilft uns vollkommen präsent und lebendig in Verbindung von Körper und Geist zu werden. Mit jedem Atemzug kannst du Achtsamkeit und Präsenz entwickeln. Und mit dieser Präsenz im Moment, mit dem Innehalten gibst du einer Klarheit in dir Raum, die dich wach, freudvoll und verbunden sein lässt.
Reflexionsfrage zu Präsenz
Bin ich achtsam und präsent im Hier und Jetzt?
„Wenn Geist und Körper zusammen kommen, dann kreieren sie wahre Präsenz. Wir werden vollkommen lebendig. Die Einheit von Körper und Geist ist die Frucht der Praxis, die du sofort bekommen kannst – du brauchst nicht zu warten.“ Thich Nhat Hanh
2) Fokus
Die Fähigkeit sich auf eine Sache zu fokussieren wird angesichts der Flut an Möglichkeiten, kostenlosen Angeboten und Quick-Fixes ständig herausgefordert. Die Lösung ist nur einen Klick von dir entfernt, um dich vermeintlich zu ‚reparieren‘, dich zu einem besseren Mensch werden zu lassen oder dir Glück und Erfolg zu verschaffen. Viele davon sind sicherlich sehr wertvoll, das möchte ich in keiner Weise anzweifeln. Dennoch ist es leicht, sich ablenken zu lassen von den zig Optionen die du ja theoretisch hättest und sich dabei völlig zu verzetteln.
Bedeutend schwieriger ist es, sich auf die Dinge zu konzentrieren, die dir wirklich wichtig sind. Dinge die dir ein positives Lebensgefühl geben, dich deinen Zielen näher bringen, dich erheben, die durch ihre Regelmäßigkeit und die Verbindlichkeit die du ihnen gegenüber eingehst, einen wirklichen Unterschied in deinem Leben machen. Es gibt, beispielsweise wenn du eine regelmäßige Bewegungs- oder Meditationspraxis anstrebst, so viele verschiedene Angebote – insbesondere jetzt, seit fast alles online angeboten wird – dass einem ganz schwindlig werden kann und die Entscheidung nicht leicht fällt.
Tipp für 2021:
Fokus kultivieren – Klarheit gewinnen
Konzentriere dich auf eine Sache, eine Übungspraxis, einen Lehrer oder eine Fähigkeit die du ändern möchtest oder neu lernen. Du kannst dir dafür jeden Monat ein Fokus-Thema wählen, auf das du deinen Schwerpunkt legst, und deine Aktivitäten darauf konzentrierst. Schenke dir selbst die Klarheit und den Fokus auf das, was dir am wichtigsten ist und bringe die Dinge zuende, die du begonnen hast.
Reflexionsfrage zu Fokus
Was möchte ich wirklich erreichen? Worauf liegt mein Fokus?
3) Dankbarkeit
Dankbarkeit empfinden wir, wenn wir das anerkennen können, was wir haben oder was uns gegeben wurde.
Häufig sehen wir jedoch nur die Dinge, die wir noch nicht haben, die uns fehlen oder für die wir die äußeren Umstände verantwortlich machen, dass unser Leben nicht so ist, wie wir es uns wünschen. Wir sehen nur den Mangel, das was noch nicht da ist.
Wenn da nur nicht das Gesetz der Anziehung wäre, welches besagt: Gleiches zieht Gleiches an.
Das bedeutet, dass da wo du deine Aufmerksamkeit hinlegst, Energie zu fließen beginnt und mit dem beschriebenen Mindset des Mangels, genau diese Dinge in dein Leben kommen, die den Mangel bestätigen.
Tipp für 2021:
Dankbarkeit kultivieren – Fülle ins Leben ziehen
Bringe deinem Leben Wertschätzung und Dankbarkeit entgegen. Nimm bewusst die Dinge um dich herum wahr, die positiv und wertvoll sind. Kultiviere die Wertschätzung gegenüber dem, was du hast, z.B. dein Zuhause, deine Gesundheit, ein sicheres Land in dem du lebst, Menschen, die dir wichtig sind, deine spirituelle Praxis etc.
Nimm dankbar alles an, was in der Vergangenheit geschehen ist, es hat dich zu dem Menschen gemacht, der du jetzt bist! Bedanke dich bei dir nahestenden Menschen, dafür dass sie in deinem Leben sind. Bedanke dich bei dir selbst, dass du dir die Zeit nimmst für dich zu sorgen und freundlich und liebevoll mit dir selbst umzugehen. Und kultiviere auch Dankbarkeit für die Zukunft und für alles, was dich an großartigen Dingen erwartet.
Dankbarkeit ist eine tägliche Praxis, es ist fast schon ein Lebensstil, der dich mit ein wenig Übung ganz selbstverständlich durch deinen Alltag begleiten kann. Hilfreich sind dafür ein Dankbarkeitstagebuch in welches du täglich notierst, wofür du dankbar bist oder ein Morgen-/Abendritual in welchem du dir bewusst diese Frage beantwortest. Verbinde dich dabei wirklich fühlend mit der Dankbarkeit, lass es nicht nur in deinem Kopf bleiben, sondern durch deine körperlichen Empfindungen fließen.
Reflexionsfrage zu Dankbarkeit
Wofür bin ich heute dankbar?
4) Empathie
Empathie ist die Fähigkeit, sich mit jemand anderem zu verbinden, die Perspektive der anderen Person zu verstehen oder zumindest so weit anzuerkennen, dass die Sicht der anderen Person ihre Wahrheit gerade widerspiegelt.
Empathie ist nicht Mitleid, also kein bedauerndes mit-leiden an der Misere der anderen Person, bei der von außen versucht wird einen guten Rat zu geben oder mit Kommentaren die Situation der anderen Person versucht zu verbessern oder zu reparieren.
Empathie ist Mitgefühl. Empathie bedeutet, sich in die andere Person hineinzuversetzen, sich gedanklich neben sie zu stellen und mit-fühlend die Situation und Emotionen der anderen Person zu verstehen ohne sie zu beurteilen. Auf diese Weise entsteht eine Verbundenheit miteinander, die sehr kraftvoll und heilsam sein kann.
Tipp für 2021:
Empathie kultivieren – Verbundenheit erleben
Mitgefühl kannst du am besten bei dir selbst üben. Mit der Empathie gegenüber deinen eigenen Gefühlen, deinen Empfindungen und dem tiefen Wunsch und der Erlaubnis, dass du selbst von liebevoller Güte erfüllt sein mögest. Empathie dir selbst gegenüber kann auch bedeuten, geduldig zu sein, wenn mal etwas nicht so läuft, wie du es erwartet hast.
Der nächste Schritt ist dann die Empathie anderen Menschen gegenüber, vor allem für diejenigen, die dir nahestehen.
Reflexionsfrage zu Empathie
Kann ich mitfühlen, wie es mir / der anderen Person gerade geht?
Für die Entwicklung von Mitgefühl in deinem Herzen ist die Metta-Meditation eine wunderbare Praxis. Du kannst hier mehr darüber erfahren und ich habe auch eine wunderschöne Version der Metta-Meditation aufgenommen, falls du mit einer Anleitung für dich Selbstliebe und Mitgefühl kultivieren magst.
5) Optimismus
Optimismus ist weder übetriebene Positivität noch ein naiver Blick auf die Welt. Es bedeutet nicht, nur das halbvolle Glas zu sehen und die leere Hälfte zu ignorieren. Optimismus ist die Fähigkeit, die leere Hälfte des Glases wahrzunehmen und sich dabei zu entscheiden, den Fokus auf die andere, volle Hälfte des Glases zu legen. Es ist die Fähigkeit, das Gute angesichts des Schlechten zu sehen und das Licht am Horizont zu entdecken.
Das Jahr 2020 hat uns viele ‚halb-leere‘ Dinge gebracht. Es hat uns viele Gelegenheiten gegeben, die ‚halb-vollen‘ Dinge zu sehen. Deine Fähigkeit, die ‚halb-vollen‘ Momente zu sehen, wird dein Jahr 2021 bestimmen.
Tipp für 2021:
Optimismus kultivieren – positives Lebensgefühl entwickeln
Versuche bei jeder unangenehm oder negativ erscheinenden Situation, die dir begegnet, das Gute in diesem Moment zu erkennen. Wenn du z.B. auf deine Bahn wartest und sie sehr viel Verspätung hat, dann überlege dir, was daran positiv sein könnte. Vielleicht kannst du noch den Podcast zu Ende hören, der dir am Herzen liegt, einen Anruf tätigen, dir etwas notieren, einem lieben Menschen eine Nachricht senden? Oder wenn du erfährst, dass dein Kind nicht in der Schule oder im Kindergarten betreut werden kann, aufgrund der Corona-Situation, dann versuche darin das Positive zu sehen. Was könnte daran toll sein, dass du jetzt mehr Zeit mit deinem Kind verbringen musst? Es ist schon klar, dass nicht alles daran super ist, aber die negativen Punkte werden dir ohnehin in den Sinn kommen. Daher ist es umso wichtiger zu üben, das Gute daran zu sehen.
Reflexionsfrage zu Optimismus
Was ist das Positive in diesem Moment / dieser Situation / dieser Tatsache?
Hier noch einmal zusammengefasst die 5 wichtigsten Fähigkeiten, die du für das Jahr 2021 brauchst:
- Präsenz
- Fokus
- Dankbarkeit
- Empathie
- Optimismus
Wenn es dir zu überwältigend erscheint, alle fünf Fähigkeiten auf einmal zu kultivieren (mein vollstes Verständnis dafür), dann suche dir eine Fähigkeit heraus, die du wirklich weiterentwickeln und pflegen möchtest. Die wichtigste Fähigkeit ist meines Erachtens, die Präsenz im Hier und Jetzt. Wenn du dir eine wirkliche Präsenz im jetzigen Moment aneignest, dann werden sich die andere Fähigkeiten wie von selbst ergeben.
Du kannst die Reflexionsfragen (eine oder mehrere) auch als tägliche Journaling-Übung mitnehmen, um diese Fähigkeiten konsequent in dein Leben zu integrieren.
Ich hoffe, es hat dich inspiriert für dein Jahr 2021. Lass mich gerne in den Kommentaren wissen, was du davon mitgenommen hast.
Tipps zum Weiterlesen über die 5 wichtigsten Fähigkeiten für 2021
Hier sind noch ein paar interessante Artikel zum weiterstöbern:
- zu Präsenz: Thich Nhat Hanh – The Moment is perfect
- zu Fokus: Ivan Blatter – Konzentriert arbeiten
- zu Dankbarkeit: Sarah Desai – Die Macht der Dankbarkeit (Podcast)
- zu Empathie: Tara Brach – Mirror Goodness und Brene Brown – Empathie
- zu Optimismus: Simon Sinek – 2021
Danke, liebe Chill. Sehr inspirierend. Und danke daß Du für uns vorbildlich den Fokus gehalten hast, um dies alles so achtsam, liebevoll und ansprechend darzustellen. Wahrlich eine Inspiration und Ermutigung.
Liebe Johanna, danke für deine Wertschätzung, das freut mich so sehr!! Alles Liebe zu Dir.